Wie Audhoui-Darthenay es formuliert: „Das ist unglaublich. Privatanleger verfügen insgesamt über genauso viel Anlagekapital wie alle Pensionsfonds und institutionellen Investoren zusammen. Das bedeutet, die Hälfte allen Kapitals weltweit bleibt im Grunde zwangsläufig außen vor und kann nicht in die Unternehmen investiert werden, die das Gros der Wirtschaft ausmachen.”
Aufklärung ist keine leichte Aufgabe, da die meisten Privatanleger nur wenig über die mit Private Assets verbundenen Risiken und Chancen wissen. Das andere maßgebliche Hindernis ist der Mangel an Fonds, die auf die Bedürfnisse von Privatanlegern ausgerichtet sind. Geschlossene Strukturen, Kapitalabruf und Mindestinvestments gehören zu den abschreckenden Faktoren. So möchte sich das gehobene Massensegment auch bei langfristigen Anlagen „für den Notfall“ Zugriffsmöglichkeiten auf das Ersparte sichern – eine Voraussetzung, die gewöhnliche geschlossene Private-Assets-Fonds nicht erfüllen. Auch die hohen Mindestinvestmentbeträge stellen bisher ein Hindernis dar.
Abschreckende Effekte hat ferner, dass für Private Assets vorgesehenes Kapital oft nicht unmittelbar zum Einsatz kommt. Es wird vielmehr erst abgerufen, um ein Projekt zu finanzieren oder ein Investment zu kaufen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. „Privatanleger sind nicht auf den kurzfristigen Abruf größerer Kapitalbeträge in Folge eingestellt”, so Audhoui-Darthenay.
Um geeignete Lösungen anzubieten, sind in erster Linie die Vermögensverwalter gefordert – mit Evergreen-Fonds für das gehobene Massensegment und/oder geschlossenen Strukturen, die sich für hochvermögende Einzelanleger eignen. So könnten diese enormen Finanzierungskapazitäten auf innovative Projekte und Unternehmen gelenkt und ein Beitrag dazu geleistet werden, Herausforderungen wie die Reindustrialisierung zu meistern oder soziale und ökologische Wirkungen zu erzielen.
Die Private-Asset-Landschaft im Umbruch
Die Landschaft verändert sich. Vorschriften und Fondsstrukturen richten sich stärker auf Privatanleger aus.
Eine auffällige Veränderung ist die Neuauflage der European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) der EU. ELTIF 2.0 eröffnet Privatanlegern eine Möglichkeit, sich erstmals im größeren Stil die privaten Märkte zu erschließen.
ELTIFs entstanden 2015 und sollten eine Finanzierungsoption für die Realwirtschaft bieten, indem Kapital nicht-institutioneller Anleger in langfristige Projekte und KMU geleitet wurde. Bisher haben sie jedoch nicht einmal 10 Mrd. Euro von Einzelanlegern eingeworben und wurden auch nur in einer Handvoll EU-Ländern vermarktet. Insbesondere die Vorgabe, dass ELTIFs geschlossen sein müssen und auch unter außergewöhnlichen Umständen keine Ausstiegsmöglichkeiten bieten, hat im Zusammenspiel mit strengen Leitlinien dazu geführt, dass ELTIF 1.0 das ursprüngliche Ziel verfehlte.
ELTIF 2.0, im Januar 2024 aufgelegt, löste die meisten dieser Probleme. Der Schwellenwert von 10.000 Euro wurde ebenso gestrichen wie die 10 %-Grenze für das Engagement von Anlegern mit einem Finanzvermögen von weniger als 500.000 Euro, durch die ELTIFs für die Vertreiber komplexer wurden.
Im Grunde können Privatanleger jetzt ohne Mindestanlage in Private Assets investieren. Der ausgeprägte Anlegerschutz von ELTIF 1.0 ist dabei erhalten geblieben, denn ELTIF 2.0 trägt den entsprechenden in MiFiD II festgelegten Grundsätzen Rechnung.
Das neue, verbesserte ELTIF-System ermöglicht die Auflegung von Evergreen-Fonds, die näher mit den OGAW-Strukturen verwandt sind, die Privatanleger schon kennen. Anders als klassische geschlossene Private-Asset-Instrumente bieten Evergreen-Fonds mehr Liquiditätsfenster und regelmäßig aktualisierte NIW, sodass Anleger häufiger Gelegenheit haben, zu investieren und Kapital abzuziehen – ähnlich wie bei OGAW-Fonds. Mit einem Evergreen-Fonds arbeitet das Anlegerkapital auch vom ersten Tag an, ohne erst auf die lästigen Kapitalabrufe zu warten. Die Erfolgshistorie und die frühere Wertentwicklung sind leichter nachzuvollziehen – ein entscheidender Faktor für den Erfolg bei einer Anlegerkategorie, die sowohl Aufklärung als auch Einfachheit verlangt.
Auf dem Weg zur OGAW-ähnlichen Erfahrung
Der Vertrieb von Private-Asset-Fonds an Privatanleger will sorgfältig geplant werden. Hochvermögende Privatanleger werden oft von Privatbanken und Finanzberatern betreut, die Eignung und Allokation bewerten und Zugriff auf Strategien ermöglichen. Sie spielen daher eine Schlüsselrolle, vor allem in Bezug darauf, ihren Kunden Innovationen von Vermögensverwaltern nahezubringen und sie zu Private Assets, Strukturen und potenziellen Steuervorteilen zu beraten und darüber zu informieren.
Den Vermögensverwaltern obliegt es, sicherzustellen, dass das Privatanlegersegment auch von einem weitgehend reibungslosen und effizienten Prozess profitiert: Liquiditätsfenster, unmittelbarer Kapitaleinsatz, einfache Zeichnungs- und Rücknahmeabläufe, transparente und synthetische Berichterstattung ...
„Ziel ist es, eine OGAW-ähnliche Erfahrung zu bieten”, erklärt Audhoui-Darthenay. „Die Investition in Private Assets sollte ganz einfach ablaufen: Der Investor zahlt und erhält unverzüglich ein Engagement in der anvisierten Private-Asset-Klasse.” Komplexitäten wie Kapitaleinsatz, Cash Drag, Liquidität und Flow-Management müssen vom Vermögensverwalter übernommen werden, der seine Fachkenntnis, seinen Zugang zu (Kauf- oder Verkaufs-)Transaktionen, seine Modellierungskapazitäten und das Pooling von Vermögenswerten und Anlegern einbringt, die das alles erst möglich machen.
Privatanleger verlangen eine Auswahl an Asset-Gattungen
Wie bei ihren OGAW-Anlagen erwarten Privatanleger eine Auswahl verschiedener Gattungen von Private Assets und verschiedener Strategien, um ihre Allokationen zu diversifizieren.
„Dass sich Privatanleger zu einem maßgeblichen Allokationsfaktor auf den privaten Märkten entwickeln, wird den Investmenthäusern entgegenkommen, die in der Lage sind, ein ganzes Spektrum von Private Assets zusammenzupacken und diversifizierte Portfolios anzubieten”, meint Audhoui-Darthenay.
Multi-Affiliate-Investmentgesellschaften wie Natixis IM werden seiner Ansicht nach im Vorteil sein. Audhoui-Darthenay verweist auf die Expertise von Natixis IM in den Bereichen Private Equity, Private Debt, Infrastruktur, Immobilien oder naturbasierte Projekte weltweit.
„Als Vermögensverwalter benötigt man herausragendes Fachwissen über jede Private-Asset-Klasse sowie Zugang zu den besten Gelegenheiten und ein Netz vertrauenswürdiger Partner und Anbieter. Und genau das kann Natixis IM gewährleisten – mit dem starken Fokus und der Identität, durch die sich die jeweiligen Strategien auszeichnen. Sie benötigen aber auch Strukturierungs- und Modellierungskompetenzen, um das richtige Cashflow- und/oder Liquiditätsprofil zu gestalten, sowie fundiertes steuerrechtliches, rechtliches und aufsichtsrechtliches Wissen.”
Die nächste Welle läuft an
Wer sich fragt, wann Privatanleger endlich Allokationen in Private Assets vornehmen können – die Antwort lautet: jetzt.
„In den letzten zwei bis drei Jahren ist die Zahl der hochvermögenden Anleger mit Allokationen in Private Assets gestiegen"2, verrät Audhoui-Darthenay. Vermögensverwalter wie Natixis IM sind bereit für die nächste Welle.
„Allokationen von hochvermögenden Anlegern sind noch im Entstehen. In den nächsten fünf Jahren erwarten wir, dass das Kapital der großen Masse von Privatanlegern einen Turboeffekt auf diese Allokationen ausübt. Das dürfte die privaten Märkte noch jahrzehntelang antreiben.”
Veröffentlicht im April 2024