Aller Augen ruhen auf den „Magnificent Seven“. Wo sonst können sich Anleger noch Wert erschließen? Dazu befragten wir den Kundenportfoliomanager Danny Nicholas von Harris Associates.
Warum sollten sich Anleger noch wertorientiert engagieren, wenn das Growth-Segment in den letzten Jahren doch so viel besser abgeschnitten hat?
Tatsächlich hat Growth in den zehn Jahren bis 2022 Value klar in den Schatten gestellt, wie aus nachstehender Grafik ersichtlich. Doch auf längere Sicht stellt sich die Wertentwicklung deutlich durchwachsener dar.
Quelle: Analyse von Harris Associates in USD anhand von FactSet-Daten für den Zeitraum vom 31. Oktober 1992 bis einschließlich 31. März 2024. Die aktuelle Wertentwicklung kann geringer oder höher ausfallen als die angegebenen Performance-Daten. Alle Erträge berücksichtigen die Wiederanlage von Dividenden und Veräußerungsgewinnen und verstehen sich abzüglich Transaktionskosten.
Seit 2022 haben Growth und Value zu verschiedenen Zeiten besser abgeschnitten als der jeweils andere Stil, was auch in der Vergangenheit oft der Fall war. Ende der 1990er-Jahre stand Growth besser da als Value, von 2000 bis 2006 konnten Value-Aktien die Growth-Werte überrunden. Derzeit hat die Wertentwicklung des Growth-Segments im Vergleich zu Value beinahe einen Gipfel erreicht. Auf diesem Niveau spricht unseres Erachtens einiges für eine längere Phase der Outperformance von Value.
2024 hat der S&P 500 Index schon mehrere Allzeithochs erklommen. Ist der US-Markt damit derzeit ein attraktives Investmentziel?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass der S&P 500 einen neuen Höchststand erreicht. In den vergangenen fünf Jahren gelang ihm das 165 Mal – also im Schnitt fast dreimal pro Monat1. Erfahrene Anleger wissen, dass es äußerst schwierig ist, auf dem Markt den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Für fundamental orientierte Stockpicker und Value-Investoren kann jeder Zeitpunkt ein guter sein, um zu investieren – es kommt darauf an, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Aktien auszuwählen. Es trifft zwar zu, dass der S&P 500 heute auf relativ hohem Bewertungsniveau notiert, doch wir finden ihn attraktiv, weil der Abstand zwischen Aktien mit hohem und niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit größer ist als üblich. Das eröffnet Stockpickern größere Chancen, den Index zu schlagen. Derzeit können wir ein breit gestreutes Portfolio mit einem durchschnittlichen KGV von rund 10 (verglichen mit einem KGV von 27 für den S&P 500 und 19 für den Russell 1000 Value Index2) zusammenstellen.
Die ganze Aufmerksamkeit gilt in letzter Zeit den „Magnificent Seven“ sowie KI-Unternehmen. Stellt das Ihrer Ansicht nach eine Chance dar?
KI ist eine unglaubliche Entwicklung, die zweifellos unser aller Leben verändern wird. Das bedeutet aber nicht, dass alle KI-Unternehmen Gewinner sein werden. Viele namhafte KI-Unternehmen sind aktuell sehr hoch bewertet. Für Value-Investoren wie uns stimmt das Risiko-/Ertragsprofil einfach nicht.
Die unlängst starke Performance der „Magnificent Seven“ hat die Technologiekonzentration im S&P 500 Index und noch mehr im Russell 1000 Growth Index gesteigert. Wir sehen im Moment größere Chancen für Aktien, die KI eher indirekt einsetzen. So brilliert beispielsweise Capital One Financial (NYSE:COF) mit der Nutzung von Verbraucherdaten, um Karten auszustellen, und setzt die Technologie immer wieder fortschrittlicher ein als seine Mitbewerber. Das Management von Capital One hat ausdrücklich erklärt, es gehe davon aus, dass KI dazu beitragen werde, diesen technologischen Vorsprung beizubehalten, indem sie die Kosten senkt und das Ergebnis für die Kunden verbessert.
Wir haben in den letzten Monaten erlebt, dass sich die Rally über die KI-Erfinder hinaus auf andere Sektoren ausgeweitet hat. Geht das so weiter, dann sollten Anleger mit einer Value-Allokation gut aufgestellt sein.
Beim Value Investing ist ganz oft Geduld gefragt. Wie bleiben Sie diszipliniert und vermeiden sogenannte Wertfallen?
Das A und O besteht für uns darin, uns an unsere Investmentphilosophie und an die Prozesse zu halten, die wir uns über viele Jahre erarbeitet haben. Einer unserer drei Investmentgrundsätze, nämlich „Unternehmen, die ihren Wert je Aktie im Zeitverlauf voraussichtlich mindestens so schnell steigern wie der S&P 500”, soll uns helfen, Wertfallen zu vermeiden. Außerdem setzen wir noch sogenannte „Advocatus-Diaboli-Berichte“ ein, in denen ein Analyst, der gar nicht für den betreffenden Titel zuständig ist, pessimistische Argumente gegen ein Investment vorbringt. Diese Kontinuität im Ansatz ist seit unserer Gründung im Jahr 1976 der Schlüssel zum Erfolg unserer Fonds und trug entscheidend dazu bei, dass wir bei den Asian Private Banker Asset Management Awards for Excellence3 2024 mit den Prädikaten „Best Fund Provider Value Equity” und „Highly Commended - US Equity” ausgezeichnet wurden.
Harris Associates ist ein Unternehmen aus dem Affiliate-Netzwerk von Natixis Investment Managers.
1 Quelle: Bloomberg, 5 Jahre vor Juni 2024.
2 Quelle: Harris Associates, Bloomberg, alle KGVs vom 31. Mai 2024. Das KGV für das Portfolio basiert auf dem Harris Associates U.S. Value Equity Fund. TTM für die Benchmark.
3 Die 2024 Asian Private Banker Asset Management Awards for Excellence wurden von Asian Private Banker vergeben und spiegeln die Produktleistung, die Vermögensbildung, die Servicequalität und das Feedback der Fondsauswahl zum 31. August 2023 wider. Einzelheiten zu den Auszeichnungen und zur Methodik finden Sie unter https://asianprivatebanker.com